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Warum es kein Fairtrade bei Zigaretten gibt

Haben sie die Wahl, greifen immer mehr Menschen zu Bio- oder Fairtrade-Produkten. Sie geben uns ein Gefühl von Qualität und scheinen die Folgen unseres Konsums für Mensch und Umwelt zu reduzieren. Doch beim Naturprodukt Tabak sucht man diese Gütesiegel vergeblich.

INHALTSVERZEICHNIS

Fehlendes Umweltbewusstsein?

Das kann keine Erklärung sein, denn nachhaltiger Tabakanbau und sogar Produkte, die man als “Bio Tabak” bezeichnen könnte, existieren. Sie finden sich nur nicht in den Regalen der Fachhandlungen und Kioske.
Aber warum gibt es eigentlich kein Fairtrade bei Zigaretten? Wir werfen einen genauen Blick auf Anbaumethoden und -Orte und erklären, warum nicht einmal der Tabakanbau in Deutschland offiziell als “Fair” eingestuft wird.

Nachhaltiger Tabakanbau!?

Wie viele andere Produkte, die wir täglich konsumieren, wird auch unser Tabak in einigen der ärmsten Länder der Welt hergestellt. Der Grund ist simpel: Aufzucht und Ernte der Tabakpflanze sind weitgehend Handarbeit, sodass die Lohnkosten vor Ort von hoher Bedeutung sind.
Natürlich tragen auch die oft nicht-existenten Regularien zum Umweltschutz oder der Arbeitssicherheit zu diesem finanziellen Vorteil bei. Günstiger Tabak wird darüber hinaus meist über Holzfeuern getrocknet, was in solchen Regionen durch wilden Holzeinschlag ebenfalls billiger ist. Das Bild von den dunklen Tabakblättern, die schonend in der Sonne trocknen, bleibt in der Regel nur hochwertigen Produkten vorbehalten.
Großkonzerne sind stets bemüht, ihre Gewinne zu maximieren und zu möglichst niedrigen Preisen zu produzieren.Höhere Preise für Zigaretten und Tabak machen sich nämlich in den Staatskassen bemerkbar - nicht bei den Herstellern und schon gar nicht bei den Bauern, die mit dem Anbau beschäftigt sind.
Das Resultat sind oft desaströse Bedingungen, unter denen die Menschen auf den Tabakplantagen leben und arbeiten. Schon Kinder im Alter von fünf Jahren sind auf den Feldern tätig, wo sie gefährliche Mengen Nikotin durch den Kontakt mit den Pflanzen aufnehmen.
Der Wunsch nach Bioqualität oder Fairtrade bei Zigaretten ist bei vielen Rauchern vorhanden. Denn der Schutz der Mitmenschen und der Umwelt durch Gesetze und Vorgaben betrifft bisher nur Deutschland, Europa und andere Länder, in denen der Tabak konsumiert wird - in den Anbaunationen ist die Lage hingegen kritisch.
Trotz der oft unmenschlichen Bedingungen auf den Plantagen bleibt Fairtrade bei Zigaretten allerdings ein Wunschtraum: Die verantwortlichen Institutionen verweigern generell die Zusammenarbeit mit der Tabakindustrie, da für sie ein Giftstoff wie das Nikotin niemals “fair” sein kann.
Interessanterweise gilt dieses Argument jedoch scheinbar nicht, wenn es um Kaffee, Zucker oder Alkohol wie Wein geht: Diese, oft deutlich schädlicheren Substanzen, können Fairtrade- oder Bio-Siegel erhalten, wenn sie die entsprechenden Anforderungen erfüllen.
Dabei könnten gerade die Arbeiter im aufwendigen Prozess zur Herstellung von Tabak von Fairtrade bei Zigaretten und den damit verbundenen, höheren Preise besonders profitieren. Ihre Arbeitsbedingungen zählen zu den prekärsten der Welt.

Tabakanbau beansprucht den Boden

Ein weiterer Faktor ist die fehlende Nachhaltigkeit beim Tabakanbau. Denn die Pflanze ist sehr anspruchsvoll und entzieht dem Boden große Mengen Nährstoffe. Nach wenigen Jahren sind die Felder ausgelaugt und die anschließenden Regenerationsphasen zu lang. Daher wird durch Brandrodung immer neues Land erschlossen und Biotope zerstört.
Durch den Druck zur Gewinnmaximierung werden daher große Mengen an Düngemitteln eingesetzt - von den Pestiziden ganz zu schweigen. Sie sollen die Ausbeute erhöhen und die Anzahl der Erntejahre erhöhen. Den Bauern, die oft in extremer Armut leben, bleiben keine Alternativen.
Auch der Wasserbedarf für die Herstellung ist enorm. So werden für eine Tonne Tabak ganze drei Millionen Liter Wasser benötigt. Während der Produktion fließen zusätzlich hohe Mengen giftiger Bestandteile und Pestizide ab, die das Grundwasser verseuchen und Menschen und Umwelt weiter belasten.
Dass es auch anders geht, zeigt der Tabakanbau in Deutschland: ökologischer Anbau und nachhaltige Bodennutzung sind hier gang und gäbe, resultieren allerdings auch in deutlich höheren Preisen.

Warum es keinen Bio-Tabak geben darf

Für die Vergabe eines Bio-Siegels ist die Wirkung auf die Gesundheit eigentlich kein offizielles Kriterium. Dennoch hat der Bundesgerichtshof in Karlsruhe in einem Urteil entschieden, dass Tabak keine solche Auszeichnung erhalten darf.
Dass die Behörden bei der Kennzeichnung von Tabak rigoros sind, musste zum Beispiel die Zigarettenmarke “American Spirit” erfahren: Versuche, ihre Produkte als besonders natürlich oder nachhaltig zu vermarkten, wurden immer wieder rechtlich unterbunden. Vielleicht liegt es daran, dass nur der “Organic”-Tabak des Unternehmens auch wirklich auf ökologisch angebaute Pflanzen setzt und der Rest nur Marketing ist.
Insbesondere für edlere Sorten wie Feinschnitt-Tabak und Produkte wie Zigarren besteht eine erhebliche Nachfrage nach Bio-Tabak oder Fairtrade bei Zigaretten. Aufgrund der rechtlichen Situation werden Raucher allerdings auch weiterhin vergeblich warten.
Dabei könnte eine solche Kennzeichnung dabei helfen, den Wunsch nach natürlichem Tabakkonsum und nachhaltiger Produktion vieler Raucher zu erfüllen. Denn aktuell ist es noch sehr mühsam, die genaue Zusammensetzung einzelner Tabakprodukte zu recherchieren und Marken ohne giftige Zusatzstoffe zu finden.
Einige Raucher greifen daher in den vergangenen Jahren verstärkt zu veganem Tabak oder Zigaretten. Solche Angebote untersagen immerhin einige Zusatzstoffe und Herstellungspraktiken und lassen oft auf natürliche Produktionsmethoden schließen. Ein Garant für ökologische Herstellung, Bio-Tabak oder gar Fairtrade sind sie aber nicht.

Tabakbauern haben keine Lobby

Dass es kein Bio oder Fairtrade bei Zigaretten gibt, ist auch eine politische Entscheidung. Denn Tabakanbau in Deutschland ist eine Randerscheinung und die involvierten Landwirte verfügen über keine starke Lobby, mit der sie Entscheidungen beeinflussen könnten.
Verglichen mit den globalen Tabak-Zentren wie Indien, Bangladesch oder Malawi wird in der Bundesrepublik nur eine verschwindend geringe Menge an Tabak produziert. Durch die höheren Lohnkosten und die Regularien der heimischen Landwirtschaft ist die Herstellung zudem kaum noch wirtschaftlich.
Ein Bio-Siegel oder die Möglichkeit für Fairtrade bei Zigaretten hätte den heimischen Tabakbauern die Chance geboten, sich erfolgreich in einer lukrativen, “ökologischen Nische” zu platzieren. Diese Chance wird ihnen genauso verwehrt blieben wie die Subventionen der EU, die stattdessen an Monokultur-Landwirtschaft und Massentierhaltung ausgeschüttet werden.
Auch für E-Zigaretten und -Flüssigkeiten hat diese Politik eine weitreichende Wirkung. Zahlreiche zweifelhafte oder offensichtlich gefährliche Stoffe finden sich vor allem in billigen Produkten. Die Regelungen sind bis heute unzureichend und gefährden Konsumenten. Gleichzeitig steigt die Beliebtheit der E-Zigaretten immer weiter an, da man mit ihnen zum Beispiel problemlos in der eigenen Wohnung dampfen kann.
Eine Kennzeichnung wie das Bio-Siegel könnte auch hier helfen, Freiheit von Schadstoffen und das Umweltbewusstsein der Hersteller zu verdeutlichen. Aufgrund der politischen Stimmung sind allerdings auch hier weiterhin Fachhändler die erste Anlaufstelle, da Fairtrade bei Zigaretten und ähnliche Auszeichnungen ein Wunschtraum bleiben werden.