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Von der Aussaat bis zur Ernte

Der Weg einer Tabakpflanze von einem unscheinbaren Samenkorn bis zum reifen, handverlesenen Blatt ist lang, sensibel und faszinierend. Tabak ist mehr als ein Agrarprodukt – er ist Kulturgut, Wirtschaftsfaktor und handwerkliches Meisterstück zugleich. In diesem Artikel begleiten wir die Tabakpflanze (Nicotiana tabacum) von der Aussaat über die Pflege bis zur Ernte – Schritt für Schritt, mit allen Feinheiten, Herausforderungen und traditionsreichen Handgriffen.

1. Die Wahl der richtigen Tabaksorte 

Nicht jeder Tabak ist gleich. Schon zu Beginn stellt sich die zentrale Frage: Welche Sorte soll es sein? Virginia, Burley, Orient, Kentucky oder doch eine andere? Jede dieser Sorten bringt eigene Anforderungen an Klima, Boden und Pflege mit – und jede bringt andere geschmackliche Nuancen mit sich. Beispiele:
  • Virginia-Tabak: beliebt für helle, geschmacklich milde Mischungen
  • Burley: kräftig, trocken, ideal für viele Mischungen
  • Orient-Tabake: kleinblättrig, würzig, oft in Filterzigaretten verwendet
  • Kentucky: dunkel, kräftig, häufig für Pfeifentabak und Zigarren 
Die Wahl beeinflusst nicht nur den Anbau, sondern auch Fermentation und späteren Verwendungszweck. 

2. Die Aussaat: Winzige Samen, große Verantwortung 

Tabaksamen gehören zu den kleinsten Samen überhaupt – etwa 10.000 Stück wiegen nur ein Gramm. Deshalb erfolgt die Aussaat in der Regel nicht direkt ins Feld, sondern in geschützten Saatbeeten oder Gewächshäusern.
  • Zeitpunkt: Je nach Klima im Februar bis März
  • Substrat: Fein gesiebte, nährstoffarme Erde (damit die Pflanzen sich langsam entwickeln und viele Wurzeln bilden)
  • Technik: Oberflächliche Aussaat, da Tabak Lichtkeimer ist
  • Feuchtigkeit: Gleichmäßiges Besprühen mit weichem Wasser 
Nach 7–14 Tagen erscheinen die ersten Keimlinge. Die Jungpflanzen werden gehegt wie Babys – denn jede Störung kann fatal sein. 

3. Pikieren und abhärten 

Sobald die Keimlinge 4–6 Wochen alt sind, werden sie vereinzelt – das sogenannte Pikieren. Dadurch bekommen die jungen Pflanzen mehr Platz und Luft. Sie entwickeln kräftigere Wurzeln und stabilere Stängel. Anschließend beginnt das „Abhärten“: Die Pflanzen werden schrittweise an Außenbedingungen gewöhnt. Das heißt: tagsüber raus ins Freie, nachts wieder rein. Ziel ist es, die zarten Blätter an UV-Licht, Wind und Temperaturunterschiede zu gewöhnen. 

4. Auspflanzen: Wenn der Acker ruft 

Etwa Mitte Mai, nach den letzten Frösten, ist es soweit: Die Setzlinge kommen ins Freiland. Der Boden sollte gut vorbereitet sein – locker, durchlässig, humusreich und leicht sauer.
  • Pflanzabstand: ca. 60 cm zwischen den Pflanzen, 80–100 cm zwischen den Reihen ca. 17.000 – 21.000 Pflanzen pro Hektar = Größe eines Fußballfeldes
  • Zeitpunkt: Bewölkte Tage oder Abendstunden Hitzeschock der noch zarten Pflanze zu vermeiden
  • Wässerung: nach dem Pflanzen gießen und bis zur Ernte bei Trockenheit bewässern Nun beginnt die eigentliche Feldphase – mit vielen Herausforderungen. 

5. Pflegephase: Geduld, Kontrolle und Fingerspitzengefühl 

Tabak ist anspruchsvoll. Er liebt Wärme, Sonne und gleichmäßige Feuchtigkeit – Staunässe (zu viel Wasser im Boden) oder Trockenstress hingegen machen ihn anfällig für Krankheiten. Die wichtigsten Pflegearbeiten:
  • Unkrautbekämpfung: Unkraut konkurriert um Licht, Wasser und Nährstoffe
  • Düngen: damit die Tabakpflanzen ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden und sich gut entwickeln können.
  • Bewässern: wenn erforderlich, vorzugsweise morgens, damit die Blätter wieder schnell trocken und nicht von Krankheiten befallen werden
  • Entspitzen: Entfernen der Blütenknospen fördert die Blattentwicklung
  • Laubschutz: in Gebieten mit häufigem Hagel zum Schutz der Blätter
  • Beschattung: sorgt für hellere und weichere Blätter mit weniger Nikotin bei Zigarrentabaken 
Gleichzeitig muss der Gärtner ständig wachen Auges bleiben: Blattflecken, Pilze oder Schädlinge wie die Tabakeule können ganze Ernten gefährden. 

6. Die Reifezeit: Geduld wird belohnt 

Je nach Sorte und Standort dauert es etwa 70 bis 100 Tage, bis die Blätter erntereif sind. Sie verfärben sich langsam von sattgrün zu gelblich – ein sicheres Zeichen, dass die Zuckerreife einsetzt. In dieser Phase ist Zurückhaltung gefragt. Zu frühe Ernte führt zu minderwertigen Blättern – zu späte Ernte lässt sie reißen oder verfaulen. Der erfahrene Tabakbauer prüft mit den Fingerspitzen:
  • Ist das Blatt biegsam, aber nicht weich?
  • Verändert es beim Rollen seinen Ton?
  • Wirkt die Oberfläche samtig, nicht klebrig?
Dann ist die Zeit gekommen. 

7. Die Ernte: Handarbeit mit Respekt 

Tabak wird traditionell von Hand geerntet. Je nach Kulturtechnik unterscheidet man zwischen:
  • Einzelblatt-Ernte (von unten nach oben): besonders bei Zigarren- und Pfeifentabak.  Die Ernte erfolgt in mehreren Durchgängen beginnend mit den unteren Blättern – immer dann, wenn die jeweilige Blattetage reif ist. Geerntet wird frühmorgens oder am späten Nachmittag, wenn es kühler ist und die Blätter weniger spröde sind.
  • Stängelernten: Ernte der gesamten Pflanze, wobei nur die Blätter weiterverarbeitet werden. Nach der Erne werden die Blätter sorgfältig auf Schnüre aufgefädelt oder auf Stäbe gesteckt – bereit für den nächsten wichtigen Schritt: die Trocknung. 

8. Trocknung und Fermentation: Vom Grün zum Genuss 

Nach der Ernte ist vor dem Aroma. Denn roher Tabak ist noch lange kein Rauchgenuss. Er muss zuerst trocknen – meist über mehrere Wochen, wobei es verschiedene Methoden gibt wie:
  • Die Lufttrocknung: am meisten verwendetes Verfahren
  • Die Feuertrocknung (dark fired Tabake)
  • Die Sonnentrocknung: vor allem in trockenen Klimaten 

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Es gibt verschiedene Arten der Trocknung


Währenddessen verlieren die Blätter Wasser, überschüssige Eiweiße und Chlorophyll. Die Farbe wandelt sich zu goldgelb, hellbraun oder sogar tiefdunkel – je nach Sorte und Methode. Im Anschluss folgt die Fermentation – einem kontrollierten Gärprozess, bei dem unter Wärme unerwünschte pflanzliche Inhaltsstoffe wie Eiweiße und Chlorophyll weiter abgebaut und Geschmack aufgebaut wird. Dabei entstehen die typischen Aromen. Dieser Prozess kann Wochen bis Monate dauern – manche Zigarrenblätter lagern in speziellen Verfahren sogar mehrere Jahre. 

9. Sortieren, Bündeln, Lagern

Ist der Tabak ausreichend fermentiert, wird er sortiert:
  • Nach Blattgröße und -qualität
  • Nach Farbe, Elastizität, Dicke und Aroma 
Die Blätter werden zu sogenannten „Hands“ gebündelt – kleine Pakete aus ähnlichen Blättern – und anschließend in Ballen verpackt. Diese lagert man dunkel, luftig und gleichmäßig temperiert – damit der Reifungsprozess langsam weitergeht.

10. Fazit: Mehr als nur Pflanze

Der Anbau von Tabak ist eine Mischung aus Landwirtschaft, Handwerk und Geduldsspiel. Von der Aussaat bis zur Ernte – und darüber hinaus – steckt in jedem Blatt eine kleine Geschichte. Jede Sorte, jeder Standort, jeder Schnitt bringt eigene Nuancen hervor. Wer einmal selbst Tabak angebaut hat – auch im kleinen Stil im Garten oder Gewächshaus – wird Tabakprodukte mit anderen Augen sehen. Nicht nur als Konsumgut. Sondern als das, was sie wirklich sind:
Ergebnis menschlicher Sorgfalt, Hingabe und jahrhundertealter Kultur.