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Warum Lucky Luke nicht mehr raucht

INHALTSVERZEICHNIS


Rauchen gilt im Großteil unserer Gesellschaft nicht mehr als schick oder gesellig, sondern als gesundheitsschädlich und eklig. Werbung für Tabakwaren ist in den meisten Ländern der EU großflächig verschwunden, und damit auch zum großen Teil die Kreativität in der Werbelandschaft. Wir werfen einen Blick auf die Entwicklung in der Politik sowie einige kreative Ideen der Tabak-Werbung.

Mediziner und einige Politiker fordern bereits seit Jahren umfassende Werbeverbote für Tabakwaren, um insbesondere junge Leute vor dem Einstieg ins Rauchen zu bewahren. Zahlreiche Studien stützten deren Thesen und belegten, dass Werbung vor allem bei Kindern und Jugendlichen die Attraktivität von Tabakprodukten erhöhe, erklärte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. „Auch für abhängige Raucher setzt Werbung ständig Schlüsselreize, die einen Ausstieg aus der Sucht erschweren.“ Reinhardt findet es daher „gut, dass endlich ein Verbot von Tabakaußenwerbung kommt“.

Rauchen – von Ärzten empfohlen

Bevor im Januar 1964 der Terry-Report einen kausalen Zusammenhang zwischen Zigarettenrauchen und Krebs herstellte und damit für einen Paukenschlag bei Werbeagenturen sorgte, galten Zigaretten in einigen Werbeplakaten und in vielen -spots noch als gesund oder gesundheitsfördernd. Die von Luther L. Terry, dem Beauftragten der US-Regierung für Gesundheitsfragen, in Auftrag gegebene Studie kam zu dem Ergebnis, dass bei Rauchern das Risiko, an Lungentumoren zu sterben, nahezu elf Mal höher ausfalle als bei Nichtrauchern. Das brachte die Werbetexter in arge Erklärungsnot. Zuvor zeigte beispielsweise Camel Profisportler aus Tennis, Baseball, Golf, Laufen und Radsport dabei, wie sie verkündeten, dass die Camels so mild seien, dass selbst Athleten „so viele rauchen können, wie sie wollen“. Von 113.597 Medizinern würden laut einer nationalen Befragung die meisten Camel rauchen, behauptete die Firma in einer weiteren Kampagne, und sprach vom rauchenden Arzt als „Wissenschaftler, Diplomaten und freundlichen, sympathischen Menschen in einer Person“. Camel legte ebenfalls nahe, dass Rauchen den Körper schlank halte: „Wenn Sie versucht sind, sich den Bauch vollzuschlagen - greifen Sie lieber zu einer Lucky“, hieß es, zudem wurde die Zigarette als „Ihr Rachenschutz - gegen Irritationen - gegen Husten“ beworben.

Kurios auch, dass der Werbung zufolge etwa Dr. Batty's Asthma-Zigaretten nicht nur bei Asthmaanfällen geholfen haben, sondern auch bei Heuschnupfen, schlechtem Atem, Entzündungen im Mundraum, Schnupfen sowie allen möglichen Erkrankungen des Halses. Immerhin waren die Glimmstängel auch damals schon „Nicht empfohlen für Kinder unter sechs Jahren“.

Schon in den 1950er Jahren legten Studien nahe, dass das Inhalieren von Tabak vielleicht doch nicht ganz so gesund ist bzw. diese nicht gerade steigern würde. Der Terry-Report nahm den Werbetexter dann jedoch endgültig den Wind aus den Segeln. Sie gingen in der Folge weg von gesundheitlichen Versprechen zu kreativen Ideen oder wilden Images. Als rauchender Marlboro-Mann wirkte der Cowboy im TV einfach noch kerniger, und kaum jemand war nicht unterhalten, wenn das HB-Männchen (inoffiziell Bruno getauft) vor Wut über Kleinigkeiten in die Luft ging und sich darauf mit einer Kippe wieder besann. Camel schickt in den 1980er und 1990er Jahren sein namensgebendes Kamel in den Ring bzw. in Magazin- und Fernseh-Werbung, um alt wie jung zum Lachen, und in der Folge auch zum Rauchen, zu bringen.

Grashalm statt Zigarette 

In den 1980er Jahren haben seine Autoren ihrem Revolverhelden Lucky Luke erfolgreich das Rauchen abgewöhnt und wurden dafür 1988 mit einem Spezialpreis der UN-Weltgesundheitsorganisation ausgezeichnet. Seitdem hat der Western-Held, der schneller zieht als sein Schatten, einen Grashalm im Mund. Das ist bei weitem nicht die einzige Änderung oder Zensur-Maßnahme in dieser Richtung, die es in den vergangenen Jahrzehnten in diversen Bereichen gegeben hat.

Auch die Comicfigur Constantine hat es – zumindest für die Serienadaption aus dem Jahr 2014 – erwischt: Der in der gezeichneten Vorlage sowie in der Verfilmung mit Keanu Reeves (2005) kettenrauchende John Constantine verlor in der Serie dieses Markenzeichen. Zigaretten sind im positiv konnotierten Kontext schon seit Jahren aus dem Kinder- und Jugend-Programm verbannt. Die Politik ist dabei, dass auch für ein generelles Publikum zu erreichen.

Die Politik und die Kritik am Verbot

2020 hat der Bundestag ein weitreichendes Tabakwerbeverbot gebilligt. Demnach ist seit Anfang 2021 Kinowerbung fürs Rauchen verboten, wenn der jeweilige Film für Jugendliche unter 18 Jahren freigegeben ist. Zudem ist das Verteilen von Gratis-Proben sowie Tabakprodukte als Gewinne bei Preisausschreiben auszuloben seitdem außerhalb von Fachgeschäften nicht mehr erlaubt. Die wenigen Ausnahmen betreffen Außenwerbung an Geschäftsräumen des Fachhandels, und auch Zigarettenboxen sollen weiterhin markenspezifisch gestaltet werden dürfen.

Seit dem Jahr 2022 gilt ein Werbeverbot auf Außenflächen wie Plakatwänden oder Haltestellen, vorerst ausschließlich für herkömmliche Tabakprodukte. Für Tabakerhitzer gilt das Außenwerbeverbot ein Jahr später, ab 2024 ist dann ebenfalls die Außenwerbung für E-Zigaretten verboten. Dem muss jedoch der Bundesrat noch zustimmen. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), sieht sich „beim Tabakwerbeverbot auf direktem Weg zum Ziel“.

Die Tabakindustrie sieht das Vorhaben dagegen kritisch und verweist zum einen auf das unterschiedliche Gesundheitsrisiko bei konventionellen Zigaretten sowie andererseits weniger schädlichen Tabakerhitzern und E-Zigaretten. Daher müsse auch künftig „Aufklärung“ über die neuen Produkte möglich sein, um Raucher zum „Umstieg auf schadstoffärmere Produkte“ zu bewegen, forderte die Geschäftsführerin von Philip Morris, Claudia Oeking.